In Bewerbungssituationen geht es nicht immer nur um Qualifikation, Motivation und Zeugnisse – oft entscheidet der allererste Eindruck. Und der ist meistens: visuell.
Ein Bewerbungsfoto, ein Name, das Alter oder sichtbare Merkmale wie ein Kopftuch oder eine körperliche Einschränkung – all das wird (bewusst oder unbewusst) wahrgenommen, lange bevor ein Arbeitgeber die Bewerbung im Detail prüft.
Die Realität: Es geht nicht nur um Eignung
Auch wenn in Deutschland Gleichbehandlung gesetzlich vorgeschrieben ist, erleben wir in der Praxis immer wieder, dass Bewerber:innen mit bestimmten Merkmalen es schwerer haben – sei es durch Vorurteile, Unsicherheiten auf Arbeitgeberseite oder schlichte Bequemlichkeit im Auswahlprozess.
Ein Beispiel ist das Kopftuch: Religiöse Symbole sind erlaubt, aber sie können dennoch Irritationen auslösen – besonders, wenn sie unerwartet auftreten. Deshalb empfehlen wir z. B. Bewerberinnen mit Hijab, zwei Versionen ihres Bewerbungsfotos bereitzustellen: eine mit und eine ohne. So können wir im Einzelfall entscheiden, welches Foto verwendet wird, um möglichst viele Chancen zu eröffnen.
Offenheit oder Strategie?
Auch Menschen mit einer (nicht sichtbaren) Behinderung stehen oft vor der Frage: Erwähne ich das gleich? Oder bewerbe ich mich erst einmal neutral, um überhaupt zu einem Gespräch eingeladen zu werden? Unser Rat: Wenn die Einschränkung keinen direkten Einfluss auf die Tätigkeit hat, ist es legitim, sie nicht sofort offenzulegen. Entscheidend ist, ob man später im Gespräch offen und selbstbewusst dazu stehen kann.
Unser Ziel: Chancen erhöhen – ohne Selbstverleugnung
Bei Netzwerk Arbeit e.V. ist es nicht unsere Aufgabe, über gesellschaftliche Ideale zu diskutieren, sondern praktisch zu helfen. Wir unterstützen unsere Bewerber:innen dabei, Unterlagen so zu gestalten, dass sie möglichst viele positive Reaktionen auslösen – ohne dass jemand sich verstellen muss.
Wer also unsicher ist, wie viel er oder sie von sich zeigen soll, kann sich vertrauensvoll an uns wenden. Wir helfen bei einer realistischen, respektvollen Bewerbung – mit echtem Blick auf die Chancen.
Persönliches Statement – Hans-Jürgen Schäfer
„Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie es ist, wenn man nicht in jede Schublade passt – und trotzdem dazugehören möchte. Aber ich hatte das Glück, beruflich meinen Platz zu finden. Ich habe nie erlebt, dass mir meine Einschränkung grundsätzlich geschadet hat – außer, dass ich manchmal Umwege gehen musste. Genau diese Erfahrung hilft mir heute, andere Menschen mit besonderen Merkmalen realistisch, aber mit Zuversicht zu unterstützen.“
📌 Tipp: Unser Beitrag zum Thema Bewerbungsfoto enthält viele weitere praktische Hinweise – besonders für internationale Bewerberinnen und Bewerber:
👉 So sollte ein Bewerbungsfoto in Deutschland aussehen