Die Fallstricke überzogener Höflichkeiten in Bewerbungen: Warum Authentizität zählt
Überzogene Höflichkeiten: Was steckt dahinter?
Viele Bewerber:innen aus afrikanischen und arabischen Ländern bringen in ihren Bewerbungen eine besonders hohe Wertschätzung gegenüber den Unternehmen und Personalverantwortlichen zum Ausdruck. Typische Formulierungen sind:
- „Das meine ich, verehrter Herr, dass ich Sie Ihnen schicke, bei allem Respekt vor Ihnen …“
- „Sie sind ein renommiertes Unternehmen mit einem guten Ruf.“
- „Erfahrung bei einem hervorragenden Arbeitgeber zu erleben.“
Diese Ausdrucksweise entspringt oft kulturellen Gepflogenheiten, in denen Höflichkeit und der persönliche Respekt vor Autoritäten eine zentrale Rolle spielen. Was in diesen Kontexten als angemessen gilt, kann in westlichen Bewerbungskulturen jedoch als übertrieben, unecht oder gar anbiedernd empfunden werden.
Warum diese Höflichkeiten nicht immer ernst genommen werden
Deutsche und westliche Arbeitskulturen legen besonderen Wert auf Authentizität, Klarheit und eine sachliche Sprache in Bewerbungen. Übertriebene Floskeln oder schwärmerische Aussagen wirken schnell unglaubwürdig und stehen im Widerspruch zur nüchternen Kommunikation, die in Bewerbungsverfahren erwartet wird. Gründe hierfür sind:
- Fehlende Authentizität: Die Formulierungen scheinen vorgefertigt und nicht speziell auf das Unternehmen zugeschnitten.
- Missverständnisse: Statt als höflich empfunden zu werden, können sie als überzogen, distanziert oder gar ironisch interpretiert werden.
- Unklarheit: Solche Floskeln nehmen oft Platz ein, ohne konkrete Informationen über die Fähigkeiten oder die Motivation des Bewerbers zu liefern.
Wie Bewerber:innen Unsicherheiten vermeiden können
Für Arbeitsuchende ist es wichtig, die Erwartungen der Zielkultur zu kennen und ihren Schreibstil entsprechend anzupassen. Authentizität und Klarheit sind dabei die Schlüssel. Hier einige Tipps:
- Direkt und konkret formulieren: Anstatt allgemeine Aussagen wie „renommiertes Unternehmen“ zu verwenden, sollte das Interesse am Unternehmen anhand spezifischer Fakten belegt werden. Beispiel: „Ihr Unternehmen ist für seine hervorragende Ausbildung im Bereich Hotelfach bekannt, was mich besonders anspricht.“
- Höflichkeit, aber nicht übertreiben: Respektvolle Begrüßungen und Dankesfloskeln sind angemessen, sollten jedoch nicht dominieren. Eine Begrüßung wie „Sehr geehrte Damen und Herren“ und ein Abschluss wie „Mit freundlichen Grüßen“ reichen aus.
- Relevanz betonen: Statt Floskeln zu verwenden, sollte die Bewerbung auf konkrete Qualifikationen und Erfahrungen eingehen. Das zeigt, dass sich der Bewerber oder die Bewerberin mit der Stelle auseinandergesetzt hat.
Die Perspektive der Arbeitgeber:innen
Auch Arbeitgeber:innen sollten sich bewusst sein, dass überzogene Höflichkeiten oft kulturell geprägt sind und nicht automatisch auf fehlende Eignung hinweisen. Ein offener und respektvoller Umgang kann dazu beitragen, Missverständnisse zu vermeiden. Gleichzeitig sollten sie in Rückmeldungen darauf hinweisen, welche Ausdrucksweisen besser in den westlichen Arbeitsmarkt passen.
Fazit
Überzogene Höflichkeiten in Bewerbungen sind oft gut gemeint, verfehlen jedoch in westlichen Bewerbungskulturen ihr Ziel. Für Bewerber:innen aus afrikanischen und arabischen Ländern ist es wichtig, die sprachlichen Erwartungen der Zielkultur zu verstehen und sich auf Authentizität und Prägnanz zu konzentrieren. Arbeitgeber:innen wiederum sollten kulturelle Unterschiede berücksichtigen und offen für konstruktive Kommunikation sein. Nur so kann der Bewerbungsprozess für beide Seiten erfolgreicher und klarer gestaltet werden.