Wenn Menschen zu Etiketten werden: Der Afrikaner, der Muslim, die Füllige…

Im Alltag erleben wir es oft: Menschen sprechen über andere – aber nicht mit deren Namen. Stattdessen sagen sie: „Der Afrikaner“, „die Füllige“, „der Muslim“, „die Blonde“, „der mit dem Akzent“.

Auch ich werde oft falsch angesprochen. Obwohl mein Name überall öffentlich sichtbar ist – Hans-Jürgen Schäfer – schreiben mir viele Menschen „Herr Hans“, „Herr Jürgen“, oder sogar „Bruder“, Opa oder „Onkel“. Mein Name wird gekürzt, verwechselt oder komplett ignoriert. Nach dem dritten oder vierten Hinweis frage ich mich: Ist es Unwissen – oder Desinteresse?

Ein Name ist nicht irgendein Wort. Er ist ein Zeichen von Respekt. Wer sich die Mühe macht, ihn korrekt zu verwenden, zeigt: Ich sehe dich als Person – nicht als Etikett.

Ein Beispiel aus der Praxis

Ein Auszubildender im Pflegebereich – ein junger Mann mit dunkler Hautfarbe – schrieb mir. Er hatte durch eine Tür gehört, wie zwei Mitarbeiterinnen über ihn sprachen. Eine meinte: „Mit unserem neuen Auszubildenden scheinen die Patienten zufrieden zu sein.“ Die andere antwortete: „Meinst du den Afrikaner? Da habe ich anderes gehört.“

So etwas verletzt. Der junge Mann hat einen Namen. Eine Funktion. Und: Er hat gute Arbeit geleistet. Er sollte nicht auf seine Herkunft reduziert werden.

Wenn Namen fehlen, entstehen Etiketten

Der betroffene Auszubildende konnte den Namen der Mitarbeiterin nicht nennen – also beschrieb er sie als „die etwas fülligere Kollegin“. Auch das zeigt: Wenn Namen nicht verwendet oder bekannt sind, greifen Menschen auf Merkmale zurück. Und diese Merkmale sind oft problematisch.

So geht es besser

  • Fragen Sie nach dem Namen – und merken Sie ihn sich.
  • Speichern Sie Namen im Smartphone oder Notizbuch.
  • Nutzen Sie eine höfliche und sachliche Anrede – z. B. „Herr Schäfer“, „Frau Müller“.
  • Vermeiden Sie Bezeichnungen wie „der Afrikaner“, „die Füllige“, „der Muslim“ , der Afrikaner – sie sagen nichts über die Person, aber viel über Ihre Haltung.

Ein letzter Hinweis

Ich erkläre gern, wie man mich korrekt anspricht. Aber wenn ich es fünfmal tun muss und sich nichts ändert, dann fehlt nicht das Wissen – sondern der Wille. Wer sich Namen nicht merken möchte, zeigt: Du bist mir nicht wichtig.

Respekt beginnt beim Namen – und endet bei der Art, wie wir über Menschen sprechen.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit – und Ihren Respekt im Alltag.

Hans-Jürgen Schäfer

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