Wenn gute Absichten nicht ausreichen – der Ausbildungsplatz wurde gekündigt.

Viele Menschen aus dem Ausland kommen mit dem Ziel nach Deutschland, hier eine Ausbildung zu absolvieren und eine berufliche Perspektive zu finden. Besonders im Bereich der Pflege ist der Bedarf groß – und die Bereitschaft der Betriebe, motivierten Bewerbern eine Chance zu geben, ebenso.Doch was passiert, wenn Motivation mit falschen Erwartungen und einer Unterschätzung der Anforderungen einhergeht?

Der Fall: Motivation, aber kein realistischer Plan

Ein Bewerber aus Nordafrika reiste nach Deutschland ein, nachdem er in seinem Heimatland einen Sprachkurs bis zum Niveau B2 besucht hatte – die Prüfung aber nur auf B1-Niveau bestand. Dennoch bewarb er sich erfolgreich um eine Ausbildung im Pflegebereich. Er gab an, „motiviert“ zu sein und „die Sprache weiter zu verbessern“.

Im Lebenslauf fehlen wichtige Angaben – etwa der Name des Ausbildungsbetriebes, klare Zeitangaben oder Details zu vorherigen Tätigkeiten. Auch die Bewerbung insgesamt zeigt: Wenig Sorgfalt, fehlende Struktur, sprachliche Schwächen. All das hinterlässt bei Personalentscheidern ein Bild von Unreife, Überforderung und mangelndem Bewusstsein für die Anforderungen des Berufsalltags.

Die Ausbildung wurde begonnen – aber nach wenigen Monaten wieder beendet. Der Betrieb sah keine ausreichende Entwicklung. Gespräche mit Schule und Ausbildern führten nicht zum Erfolg.

Die unterschätzte Realität

Wer nach Deutschland kommt, muss verstehen: Eine Ausbildung in Deutschland ist kein bloßer „Anfang“, sondern eine Phase mit klaren Anforderungen, Fristen, Prüfungen und Standards.

Wer glaubt, mit einem Visum und guten Absichten allein sei der Weg geebnet, der unterschätzt den Ernst der Situation. Ausbildung heißt: 40 Stunden pro Woche, Prüfungsdruck, Kommunikation mit Patienten, Dokumentation, Teamarbeit – alles unter realen Bedingungen.

In diesem Fall wurde der Ernst der Lage klar unterschätzt. Die Folge: kein Ausbildungsplatz, kein Einkommen, drohender Verlust des Aufenthaltsstatus.

Die Folgen: kein Einkommen, keine Perspektive – und womöglich die Ausreise

Der Bewerber steht jetzt ohne Ausbildung, ohne Einkommen und ohne soziale Absicherung da. Ein neuer Ausbildungsbeginn ist frühestens im Oktober möglich.

Doch bis dahin stellt sich eine einfache Frage:

Wovon lebt er?

Die Ausländerbehörde prüft solche Fälle sehr genau. Wenn keine finanzielle Grundlage vorhanden ist, kann das Bürgergeld verweigert werden. In vielen Fällen wird die Ausreise nahegelegt – oder sogar verlangt, da der Aufenthaltszweck nicht mehr erfüllt ist.

Unsere Botschaft an Bewerber: Realistisch planen, ernsthaft vorbereiten

Wir als Netzwerk Arbeit e.V. setzen uns für faire Chancen und berufliche Integration ein. Aber wir sagen auch offen:

Wer sich auf eine Ausbildung oder Arbeit in Deutschland vorbereitet, muss mehr tun als Bewerbungen schreiben. Er muss das Ziel wirklich verstehen – und ernsthaft verfolgen.

Dazu gehört:

  • Vor der Einreise:
    • Sprachkenntnisse nicht nur für das Zertifikat – sondern für den Alltag.
    • Realistische Einschätzung der eigenen Fähigkeiten.
    • Verständnis für Anforderungen im deutschen Berufsleben.
  • Nach der Einreise:
    • Aktive Weiterentwicklung – fachlich, sprachlich, persönlich.
    • Selbstständigkeit, Disziplin, Kommunikation.
    • Verantwortung für den eigenen Lebensunterhalt und Aufenthaltsstatus.

Wer diese Realität ignoriert, bringt sich selbst in Gefahr – und verpasst die Chance, die er sich ursprünglich erarbeitet hat.

Fazit

Es reicht nicht, nach Deutschland zu kommen. Man muss hier ankommen – fachlich, sprachlich und persönlich.

Motivation ist der Anfang. Verantwortung ist der Weg. Erfolg ist das Ziel.

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